RTR-Jahresbericht 2022 im Parlament

Wien, 6. September 2023 – Der Jahresbericht 2022 ( III-988 d.B.) der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) informiert über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in den Bereichen Medien, Post und Telekommunikation. Dargelegt werden die Tätigkeiten und Berichte der RTR sowie der Regulierungsbehörden Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria), Telekom-Control-Kommission (TKK) und Post-Control-Kommission (PCK).

Telekommunikation: Steigende Umsätze, hoher Datenverbrauch

Im Telekommunikationsbereich stiegen im Jahr 2022 die Endkundenumsätze um 3,1 % von € 3,91 Mrd. auf € 4,03 Mrd., das größte Wachstum erzielten dabei die Mobilfunkumsätze (+4,3 % inkl. mobiler Datentarife). Die Nutzer:innen konsumieren ein immer größeres Datenvolumen, sowohl im Festnetz als auch im Mobilfunk. Die Nutzungsintensität hängt bei mobilem Breitband stark vom jeweiligen Tarif-Typ ab: Bei Smartphone-Tarifen ohne Flat-Rate betrug die durchschnittliche monatliche Nutzung im 4. Quartal 2022 9 GB, bei Smartphone-Tarifen mit Flat-Rate 44 GB, bei Datentarifen ohne Flat-Rate 55 GB und bei Datentarifen mit Flat-Rate 152 GB. Das Festnetz wies mit 208 GB pro Anschluss die höchste durchschnittliche Nutzung auf.

Im Bereich der Internetanschlüsse löste 2022 mobiles Breitband mit stationärer Nutzung (mit WLAN-Modem bzw. Cube) DSL-Anschlüsse als die am häufigsten genutzte Technologie ab.

Rufnummernmissbrauch: “Spoofing” als Hauptproblem

Die Meldestelle Rufnummernmissbrauch wurde 2018 gegründet, um die ersten Wellen von sogenannten Pinganrufen zu adressieren, die mittlerweile zurückgegangen sind. Das größte Problem stellt aktuell “Spoofing” dar, bei dem Täter:innen als Absenderkennung gespoofte österreichische Telefonnummern für Betrugsanrufe verwenden, die als “Police-Departement-Calls” oder “Microsoft Support-Calls” getarnt sind. National und international wird an der Bekämpfung dieser Betrugsmasche gearbeitet.

Werbemarkt: Rückgang der Einnahmen für klassische Medien

Mit Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 änderte sich die positive Entwicklung am Werbemarkt und die Bruttowerbeausgaben begannen bald rapide zu sinken. Die klassischen Medien erzielten in Österreich im Gesamtjahr 2022 Bruttowerbeerlöse in Höhe von € 3,791 Mrd. (2021: 3,837). Das entspricht einem Minus von rund 1,02 % (2021: +9,2 %) bzw. einem Minus von € 45 Mio. im Vergleich zum Vorjahr. Die stärksten Rückgänge der Werbebuchungen verzeichnete der Printsektor.

Starkes Wachstum gab es 2022 erneut bei der Online-Werbung (+11,3 %), besonders im Bereich Social Media. Insgesamt kamen damit klassische Medien und Online-Medien laut RTR-Bericht im Jahr 2022 auf Bruttowerbeeinnahmen von € 4,65 Mrd. (2021: € 4,61 Mrd.) und “damit auf ein Wachstum von gerade einmal 0,8% (2021: +9,8 %).”

Werberat: Zunahme an Beschwerden

Der Österreichische Werberat (ÖWR) beschäftigte sich 2022 mit 503 eingebrachten Beschwerden, die zu 264 Entscheidungen führten (2021: 413 Beschwerden und 258 Entscheidungen). Zu den Themen “Ethik und Moral” (146 Beschwerden) und “Geschlechterdiskriminierende Werbung” (117 Beschwerden) gingen die meisten Beschwerden ein. In neun Fällen wurde 2022 eine Aufforderung zum sofortigen Stopp des Sujets bzw. der Kampagne ausgesprochen (2021: 11 Fälle).

Fernsehen und Radio: Sinkende Reichweiten und Nutzungsdauer

Das lineare Fernsehen erreichte im Jahr 2022 rund 66,5 % der Bevölkerung ab 12 Jahren (2021: 69,2 %, 2020: 70,3 %) und kehrt somit auf das Niveau wie vor der Corona-Pandemie zurück (2019: 66,4 %). Auch die durchschnittliche Sehdauer nahm 2022 im Vergleich zum Vorjahr ab.

Reichweite und Konsumdauer gingen 2022 auch beim Hörfunk weiter zurück: Wie schon 2020 und 2021, nahm die Tagesreichweite der österreichischen Hörfunkangebote in Summe auch 2022 gegenüber dem Vorjahr in der Gesamtbevölkerung im Alter ab 10 Jahren (10+) leicht ab, in der Kernzielgruppe der 14- bis 49-Jährigen stieg sie jedoch hingegen. Einem geringfügigen Rückgang der Hördauer in der Gesamtbevölkerung 10+ um eine Minute steht ebenfalls ein Zuwachs bei den 14- bis 49-Jährigen von sogar 11 Minuten gegenüber. Die Privatsender gewannen in Summe 2022 in beiden Altersgruppen Marktanteile im Vergleich zur ORF-Radioflotte hinzu.

Die Ergebnisse des Radiotests zeigten außerdem einen weiteren Rückgang für traditionellere, nicht-mobile Empfangsformen und einen Zuwachs für neuere bzw. internetbasierte Geräte, aber auch für den digitalen Hörfunk im Standard DAB+.

Jugendmedienschutz: Selbstkontrolle der audiovisuellen Medien

Zu den regulatorischen Anliegen der KommAustria zählt unter anderem der Schutz Minderjähriger. Zur Selbstkontrolle für den Jugendmedienschutz in audiovisuellen Medien (TV und Abrufdienste) wurde im Jahr 2021 der Jugendmedienschutzverein gegründet. Zwei Beschwerden gingen im Kalenderjahr 2022 wegen Verstößen gegen die Verhaltensrichtlinien bei der neuen Selbstkontrolle-Einrichtung ein, in beiden Fällen konnten die Expert:innen keinen tatsächlichen Verstoß feststellen. Im Jahr 2023 werde ein Fokus auf die Steigerung der Bekanntheit der Einrichtung liegen und dadurch eine Zunahme der Beschwerdezahlen erwartet. Allerdings haben zahlreiche kleinere Fernsehveranstalter und Anbieter von Abrufdiensten bislang die Verhaltens- und Verfahrensrichtlinien der Selbstkontrolleinrichtung noch nicht anerkannt. Internationale Online-Plattformen wie YouTube und Facebook fallen mangels rechtlicher Zuständigkeit nicht in den Verantwortungsbereich des Jugendmedienschutzvereins, es gibt in diesem Bereich keine Selbstkontrolle.

Barrierefreiheit: Die meisten Angebote im Unterhaltungsbereich

Auch die Dokumentation der Entwicklungen im Bereich der Barrierefreiheit von Medienangeboten zählt zu den Aufgaben der KommAustria. Es zeigt sich, dass die Barrierefreiheit von Unterhaltungsangeboten deutlich öfter gesteigert wird als in den anderen vier Kategorien Information, Bildung, Kunst und Kultur sowie Sport.

5G Broadcast: Mögliches Aus für TV via Antenne

Zur Weiterentwicklung des digitalen Rundfunks in Österreich läuft seit dem 1. Juli 2021 bis zum 30. September 2023 der “5G Broadcast Testbetrieb Wien Phase 2”. Als kritischer Faktor für die Entwicklungsmöglichkeiten von 5G Broadcast gilt die internationale Diskussion um eine Umwidmung der auch in Österreich letzten, für digital-terrestrisches Fernsehen verwendeten Frequenzbereichs von 470 bis 694 MHz zugunsten des Mobilfunks. Die Entscheidung über  die Zukunft oder  das endgültige Ende des über Antenne zu empfangenden Fernsehens werde voraussichtlich bei der Weltfunkkonferenz im November und Dezember 2023 gestellt.

Für den Empfang linearer, mittels 5G Broadcast verbreiteter Rundfunkprogramme auf 5G-tauglichen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets, benötigen Konsument:innen lediglich die im Empfangsgerät ohnehin integrierte Antenne, jedoch keine SIM-Karte und keinen mobilen Internet-Zugang. Perspektivisch sei ein Empfang der Signale auch auf den großen Bildschirmen, beispielsweise in den TV-Haushalten, denkbar. Der RTR-Bericht weist darauf hin, dass “der freie Zugang von 5G-Rundfunkangeboten auf mobilen Endgeräten nicht nur technisch leicht und ohne einschränkende Faktoren umzusetzen wäre, sondern für die Informationsgesellschaft auch eine demokratiepolitische Dimension” habe.

Kommunikationsplattformengesetz: Kampf gegen Hass im Netz

Durch das seit 2021 geltende Kommunikationsplattformengesetz (KoPI_-G) wurde erreicht, dass von den meisten Plattformen Wege für Nutzer:innen eingerichtet wurden, um Straftatbestände zu melden. Dabei zeigt sich, dass auf den meisten Kommunikationsplattformen der Tatbestand der Beleidung am häufigsten gemeldet und auch entfernt wird.

Nutzer:innen, die sich mit einer Meldung bereits an eine Plattform gewandt haben und entweder keine Antwort erhielten oder keine Beilegung der Streitigkeit erreichen konnten, können sich an die Beschwerdestelle der RTR-GmbH wenden. Laut RTR-Bericht sei es jedoch nach wie vor schwierig den Nutzer:innen näher zu bringen, dass es Inhalte gibt, die zwar unerlaubt sind, aber nicht rechtswidrige Inhalte im Sinne des KoPI-Gs sind.

Anhaltender Trend: Weniger Briefe, mehr Pakete

Die letzten Jahren waren von sinkenden Briefmengen und steigenden Paketmengen geprägt. Die Gesamtanzahl der in Österreich beförderten Postsendungen sank 2022 erstmals seit Jahren leicht von 954,6 Mio. auf 954,4 Mio. Stück.

Die Anzahl von eigen- und fremdbetriebenen Post-Geschäftsstellen ist im Jahr 2022 von 1.746 auf 1.720 gesunken. 16 eigenbetriebene Geschäftsstellen waren 2022 zur Schließung angemeldet worden. Ergänzt wurden die Geschäftsstellen durch elf Landzusteller als alternative Versorgungslösung.  (PK/IIM)