Journalistin in Tschetschenien brutal zusammengeschlagen

Grosny/Moskau, 4. Juli 2023 – Elena Milaschina, eine russische Investigativjournalistin, ist in Tschetschenien von Unbekannten brutal zusammengeschlagen und schwer verletzt worden. Eigentlich hatte die Journalistin geplant, der Urteilsverkündung gegen Sarema Musajewa beizuwohnen. Die 53-jährige Musajewa ist die Frau eines renommierten Richters und Mutter dreier Söhne, die wegen ihrer kritischen Haltung gegenüber Republik-Chef Ramsan Kadyrow in Ungnade gefallen sind. Milaschina hat für die inzwischen verbotene Zeitung “Nowaja Gaseta” ausführlich über den Fall berichtet und die Angeklagte als Geisel des tschetschenischen Regimes bezeichnet.

Die Journalistin und der sie begleitender Rechtsanwalt Alexander Nemow waren auf dem Weg vom Flughafen zum Gericht, als maskierte Männer ihren Taxifahrer zwangen anzuhalten. Milaschina und Nemow wurden krankenhausreif geschlagen. Auf Anweisung des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow wurden sie in ein Hospital nach Beslan in der Nachbarrepublik Nord Ossetien gebracht. “Das war eine klassische Entführung. Sie haben unseren Wagen an den Straßenrand gedrängt, den Taxifahrer rausgeschmissen, sind zu uns in den Wagen gestiegen und haben versucht uns die Hände zusammenzubinden”, sagte sie. Die Angreifer gingen äußerst brutal vor, so bedrohten die Entführer ihre Opfer mit dem Erschießen, brachen der Journalistin mehrere Finger und fügten ihr ein Schädel-Hirn-Trauma zu. Auch der Anwalt wurde schwer verletzt. 

Sogar in Russland reagierten einige Duma-Abgeordnete mit Empörung auf den Angriff auf die Journalistin und den Anwalt der Angeklagten. Sie forderten Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft. Kremlsprecher Dmitri Sergejewitsch Peskow reagierte umgehend, Präsident Wladimir Putin sei über den Fall informiert worden. “Natürlich ist dort eine Prüfung erforderlich, sowie die Umsetzungen von Ermittlungsmaßnahmen zu diesem Angriff”, sagte er.

Für Journalisten ist es äußerst gefährlich, in Tschetschenien zu recherchieren. Brutale Übergriffe sind keine Seltenheit.  In der Vergangenheit wurden immer wieder Journalisten ermordet. Milaschina war bereits vor drei Jahren von Kadyrow mit dem Tod bedroht worden. 

Inzwischen wurde die Angeklagte Sarema Musajewa zu fünfeinhalb Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Ihr war angeblicher Betrug und ein Angriff auf einen Polizisten zur Last gelegt worden. Beobachter sprechen von einem Scheinprozess und einer fingierten Anklage. (Agenturen/ARD/IIM)