2035 – Die Medienwelt im kommenden Jahrzehnt
München, 23. Oktober 2025 – Kann man die Zukunft der Medien voraussagen? Man kann es zumindest versuchen – wie dies die Autoren Richard Gutjahr und Thomas Knüwer bei den MEDIENTAGE MÜNCHEN taten und positive Antworten zu geben versuchten. „Am Ende wird alles sehr viel geiler als wir uns das heute vorstellen können“, sagte Moderator und Journalist Richard Gutjahr.
In dem Buch „20 Trends für 35: Warum vieles besser wird, als Sie glauben“, das er gemeinsam mit dem Berater Thomas Knüwer von kpunktnull verfasst hat, konstatieren die beiden allerdings auch eine „kratzige Decke aus Überangst“, die über Deutschland liege. Diese beeinträchtige das Denken, sorge für Pessimismus und lasse die Gesellschaft falsche Entscheidungen treffen. Einige Verantwortung dafür liege auch bei den Medien. Emotional „aufgeputschte“ Berichterstattung generiere Klicks, sorge aber auch für Angst. Der Boom von True-Crime-Formaten trage seinen Teil dazu bei. Angst sorge für Stress und der wiederum für verschiedene „Ausweichbewegungen“, die sich auch auf Medien auswirkten. Dazu gehöre das Phänomen des postdigitalen Konsums: also der Kauf von Printprodukten oder Vinylschallplatten, die eben haptisch erfahrbar seien. „Wir werden in den nächsten zehn Jahren mehr hochwertige gedruckte Objekte sehen, die sich fantastisch verkaufen lassen“, prognostizierte Thomas Knüwer.
Das Autoren-Duo identifizierte ein weiteres Phänomen: die „Churchaissance“, also die Wiederentdeckung von Orten des Zusammenkommens für gemeinsame Rituale, wie wir sie aus der Kirche kennen. Beispiele dafür seien Fußballstadien oder Taylor-Swift-Konzerte. Für Medien sei dies eine Chance, indem sie ebenfalls Rituale schafften, und „die neuen Kirchen bedienen.“ Auch „Superinfluencer“ und journalistisch arbeitende „Personenmarken“ wie die Podcasterin Sophie Passmann profitierten vom Vertrauensverlust der Medien und würden sich durchsetzen. Sie betrieben „unaufgeregter und weniger aktuell Journalismus“ und entwickelten zunehmend mehr Reichweite und Einfluss. Sie brächten die wichtigste Währung des digitalen Zeitalters mit sich, nämlich Vertrauen. Das führe zu einer maßgeblichen Disruption: „Die kommenden zehn Jahre werden die bisherige Medienkrise wirken lassen wie einen Kindergeburtstag“, sagte Knüwer. Für die Zukunft der Medien sehe er drei mögliche Szenarien: erstens eine „Trümmerlandschaft“, zweitens Medien als Künstleragenturen mit unabhängigen Creatoren oder drittens Medienhäuser als „Bauhaus“, in dem Redaktionen und Superinfluencer gemeinsam arbeiten und so „größer werden als die Summe ihrer Einzelteile“. (PD-MTM/IIM)
