Medien zwischen Macht und Ohnmacht

München, 22.10.2025 – Wie lässt sich verloren gegangenes Vertrauen in Journalismus zurückgewinnen? Mit dieser Frage beschäftigten sich Prof. Dr. Daniel Rölle und Prof. Dr. Rainer Nübel, beide lehrend an der Hochschule Fresenius Heidelberg, sowie die Kulturwissenschaftlerin und Publizistin Nadia Zaboura. Die Ergebnisse ihres gemeinsamen Buches „Medien zwischen Macht und Ohnmacht“ haben Daniel Rölle und Rainer Nübel im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN vorgestellt.

Der Vertrauensverlust in den Journalismus sei inzwischen auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen, resümierte Rainer Nübel. Er treffe auf eine Branche in der finanziellen Krise, in der fast sechzig Prozent der Journalist:innen unter Anzeichen von Burnout litten. Untersuchungen zeigten zudem, dass fünfzig bis sechzig Prozent aller Mediennutzenden nicht mehr zwischen Nachricht und Meinung unterscheiden könnten. Diese Vertrauenskrise und die Schwächen in der Medienkompetenz wie im Journalismus kämen zu einem „denkbar ungünstigen Zeitpunkt“, urteilte Nübel und verwies auf den Angriff durch Propaganda, Fake News und Verschwörungserzählungen.

Parallel dazu, sagte Daniel Rölle, gehe die Nutzung von Qualitätsmedien weiter zurück. Medienschaffende müssten sich zudem Gedanken darüber machen, wie sie zwar kritisch berichten, aber gleichzeitig mit ihrer Berichterstattung nicht das Vertrauen in weitere demokratische Institutionen beschädigen oder das Misstrauen in die Politik in übertriebenem Maße schüren. Lösungsansätze stellte Rainer Nübel, der selbst früher beim Magazin Stern journalistisch tätig war, vor: Journalist:innen müssten mehr „rausgehen“ und mehr selbstkritisch über ihre Fehler sprechen. Verantwortliche Medienunternehmer:innen müssten verstehen, wie wichtig die Rolle des Journalismus sei. Im Gegenzug müssten Journalist:innen lernen, „betriebswirtschaftlicher zu denken“, und begreifen, dass ihre Erzeugnisse eben auch von den Konsument:innen gefunden werden müssten.

Rölle und Nübel gaben eine Reihe von Anregungen: Medienmacher:innen müssten verstehen, dass es zusätzlich zum herkömmlichen Geschäftsmodell wichtig sei, die demokratische Zivilgesellschaft zu unterstützen. Dies sei sogar die Hauptaufgabe des Journalismus. In diesem Zusammenhang sehen die Autoren vor allem den Lokaljournalismus gefordert, um den Bürger:innen moderierte Foren zur Verfügung zu stellen. Mit diesen könnten auf lokaler Ebene Lösungen erarbeitet werden. Hier müssten Journalist:innen umdenken, so argumentierten die Wissenschafter. Auch das Gute, nicht nur das Negative, sei berichtenswert. (MTM/IIM)